Zwei Grundbegriffe einer rationalen Metaphysik: Überkomplexität und Unbestimmtheit (Wolfgang Sohst)

Datum: 19.08.2024 (20:00:00–22:00:00)

Ort: Kino Babylon und online via Zoom. Für Nicht-Mitglieder von MoMo kann der Link per Email von uns angefragt werden.

 

Ein Mönch schaut aus der mittelalterlichen Welt hinaus in das naturwissenschaftliche Universum

Wir alle sind Teilnehmer der Evolution - vom Big Bang bis hinauf zu unserer gesellschaftlichen Entwicklung

Im Zuge der europäischen Aufklärung hat sich die westliche Philosphie endgültig für ein naturwissenschaftliches Weltbild entschieden. Das besteht darauf, nur solche Behauptungen als wahr gelten zu lassen, die empirisch und intersubjektiv bestätigt werden können. Seitdem gilt dies als die kürzest denkbare Definition von 'Objektivität'. HIeran wäre prinzipiell nichts auszusetzen, wenn es nicht einige Grundannahmen gäbe, die - in kantischer Ausdrucksweise - bereits apriorisch, d.h. unterhinterfragbar, gesetzt sein müssen, um sich überhaupt über empirische Tatsachen verständigen zu können. Auch ein nicht-religiöses Weltbild muss sich folglich Klarheit darüber verschaffen, auf welchen Apriori es beruht, und wie sie gerechtfertigt werden können. Wolfgang Sohst wird in seinem Vortrag zwei besonders schwer fassbare Grundannahmen beleuchten und versuchen, sie in einen begrifflich konsistenten und empirisch nachvollziehbaren Rahmen zu stellen. Dies sind die beiden eng miteinander verwandten Begriffe 'Überkomplexität' und 'Unbestimmtheit'.

Beide Begriffe setzen eine Ontologie des nomologisch offenen Universums voraus, d.h. einer kosmischen Struktur, die hinsichtlich ihrer Gegenstands- und Prozesstypen nicht von Anfang an determiniert ist, sondern dynamisch evolviert. Nur so dürfte zu erklären sein, dass es seit dem Big Bang nicht nur Wasserstoffatome gibt, sondern mittlerweile auch eine biologische Sphäre auf unserem Planeten und die Spezies homo sapiens mit Hilfe ihres Sprachvermögens sogar eine weitere, abstrakte Ebene über ihrer biologischen Existenz hervorbrachte, die inzwischen mathematische und algorithmische Modelle sehr hoher Komplexität enthält. Das wiederum ermöglicht es, auch eine dynamische Struktur des gesamten Kosmos begrifflich nachzuzeichnen, die nicht mehr vom mittelalterlichen Modell eines fixierten und prädestinierten transzendenten Willens abhängt. Die ist nicht nur eine naturwissenschaftliche Frage. Es hat auch eine eminente Bedeutung hinsichtlich der Entwicklungsmöglichkeiten sozialer Ordnung unter den Menschen.

Zur Person des Vortragenden

Portrait Wolfgang Sohst

Wolfgang Sohst (*1956) studierte ursprünglich Rechtswissenschaften in Berlin, wandte sich aber bereits seit Mitte der 1990er Jahre der Philosophie zu. Ein Schwerpunkt seines Interesses ist die rationale Metaphysik oder Ontologie, d.h. der Versuch, allgemeine Weltmodelle in enger Anlehnung, aber auch kritischer Auseinandersetzung mit dem heutigen Stand der Naturwissenschaften zu entwickeln.

Seine wichtigsten Veröffentlichungen in diesem Zusammenhang sind:

  • Prozessontologie. Ein systematischer Entwurf der Enstehung von Existenz. (Berlin 2009)
  • Reale Möglichkeit. Eine allgemeine Theorie des Werdens (Berlin 2016).
  • Grundriss einer genuinen Prozesslogik (Aufsatz; verfügbar auf mehreren OpenAccess-Plattformen)

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