Walter Benjamins Jugendschriften bis 1915 - Neue Funde und Einsichten (Heinrich Kaulen)

Datum: 17.04.2023 (02:00:00–04:00:00)

Ort: Konservatorium für türkische Musik, Bergmannstr. 29, 10961 Berlin, und online

 

Walter Benjamin

"Gaben müssen den Beschenkten so tief betreffen, daß er erschrickt" (Benjamin in: 'Einbahnstraße: Galanteriewaren')

Die Frühschriften Walter Benjamins aus seinen Schul- und Studienjahren galten lange als gleichsam exterritorialer Bereich vor seinem ‚eigentlichen‘ Werk. Auch die Studentenbewegung um 1968 konnte mit ihnen, bei aller Identifikation mit dem Aktivisten der Berliner Freien Studentenschaft, inhaltlich nicht viel anfangen. Erst seit einigen Jahren hat eine intensivere Beschäftigung mit Benjamins Anfängen begonnen, die die alten Grenzziehungen hinter sich lässt.

Im Kontext der Vorarbeiten zum ersten Band der Hist.-Krit. Benjamin-Ausgabe (Werke und Nachlass, Bd. 1, Suhrkamp-Verlag) präsentiert der Vortrag einige neue Einblicke in diese frühe Phase von Benjamins Werk. Dabei zeigt sich Benjamin bereits in diesen Jahren als ausgesprochen vielseitiger Akteur, der nebeneinander die verschiedensten Gegenstände bewegt. Tagesaktuelle publizistische Aktivitäten stehen neben komplexen theoretischen Erörterungen, strategische Interventionen und polemische Invektiven neben Esoterischem und bisweilen auch Abseitigem – all dies stets geleitet von der Perspektive auf eine radikale Umgestaltung des Bestehenden. Die Jugendschriften zeigen sich als interessantes Experimentierfeld und Laboratorium, in denen Benjamin diverse Themen und Schreibweisen erprobt. Ein neuer Blick fällt aber auch auf die historischen Kontexte der Jugend(kultur)bewegung, von den politischen Attacken auf die Zeitschrift „Der Anfang“ bis zu den mit größtem intellektuellen Einsatz ausgefochtenen Kontroversen um die Haltung der Jugend und der Intellektuellen zum Ersten Weltkrieg.

Das Vortrags-Skript können Sie hier herunterladen.

Zum Vortragenden

Heinrich Kaulen

Heinrich Kaulen, Prof. em. für Neuere dtsch. Literatur an der Philipps-Universität Marburg, ist Hrsg. der Rezensionen und Kritiken im Rahmen der Benjamin-Werkausgabe (WuN Bd. 13.1/13.2, Berlin: Suhrkamp 2011). Mit Prof. V. Mergenthaler arbeitet er z.Zt. an WuN, Bd. 1 (Walter Benjamin: Jugendschriften). Monographien, Sammelbände und Aufsätze zur Literaturgeschichte v. 18.-21. Jhdt., zur Wissenschaftsgeschichte, zur Gegenwartsliteratur und zur Literaturkritik, darunter: H. Kaulen / Th. Anz: Literatur als Spiel. Evolutionsbiologische, ästhetische und pädagogische Konzepte. Berlin / New York: de Gruyter, 2009, sowie H. Kaulen / Chr. Gansel: Literaturkritik heute. Tendenzen – Traditionen – Vermittlung. Göttingen: V & R, 2015.

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