The Ideal and the Actual: Constitutional Design for Severely Divided Societies
Datum: 17.02.2013 (20:00:00–23:00:00)
Ort: "Licht & Musik", Merseburger Str. 3 (Hof EG links), 10823 Berlin-Schöneberg
Ideal und Wirklichkeit: Verfassungsentwürfe in tief gespaltenen Gesellschaften.
Brennende Häuser der Rohingya in Burma, Juni 2012
Zum Vortrag: Es besteht kein Einvernehmen über die Frage der korrekten Beschreibung des Problems schwerst gespaltener Gesellschaften. Die von einigen favorisierte räumliche Aufteilung (der betroffenen Gesellschaft) ist normalerweise eine schlechte Lösung. Im Falle nicht gespaltener Staaten wetteifern zwei Methoden um Vorrang, die Konkordanzdemokratie (engl.: consociationalism, siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Konkordanzdemokratie) und der zentripetale Ansatz. Doch beide haben ihre Tücken. Darüber hinaus ist es äußerst schwierig, überhaupt eine kohärente Formulierung der beiden Rezepte zu finden. Wissensmängel, schwache Lagebeurteilungen im indivduellen Fall, ungeeigneter internationaler Rat (und die falschen Ratgeber mit Standardlösungen im Angebot, die nicht unbedingt tauglich sind), Risikoscheu, allerlei tendenziöse Haltungen auf Seiten der Entscheidungsträger, und vor allem die Asymmetrie der Vorrränge bei den Mehrheiten und Minderheiten: alle Beteiligten verschwören sich gegen jeden der Standardvorschläge. Ironischerweise erweist es sich selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein verbesserter Vorschlag angenommen wurde, als schwierig, ihn wieder aufzugeben, sobald sich Jahre später zeigt, dass er seinen Zweck erfüllt hat oder gar zu Funktionsstörungen führt. Diskussionen über den besseren Vorschlag gehen typischerweise nicht auf die Schwierigkeiten der Implementierung ein und bewegen sich im Allgemeinen im rein hypothetischen Raum.
About the lecture: There is no agreement on the correct prescription to redress the problems of severely divided societies. Partition, advocated by some, is a generally poor solution. For undivided states, two approaches, the consociational and the centripetal, contend for supremacy, but each has its characteristic pitfalls. Moreover, it is exceedingly difficult to adopt a coherent version of either prescription. Defects of knowledge, poor assessments of the problem in individual cases, inappropriate international advice (and the wrong advisors, often selling standard but not necessarily appropriate advice), risk aversion and a variety of biases on the part of decision makers, and (above all) the asymmetry of preferences on the part of majorities and minorities: all conspire against adoption of either of the main prescriptions. And, ironically, even in the unusual case in which an ameliorative approach is adopted, it then proves difficult to unadopt it when, years later, it has been demonstrated to have done its work or, on the other hand, to have been dysfunctional. Discussions of which is the better prescription typically do not attend to the difficulties of adoption and are, therefore, generally in the realm of the purely hypothetical.
Über den Autor: Donald L. Horowitz ist als James B. Duke Professor of Law and Political Science an der Duke University, North Carolina / USA, tätig. Er ist der Autor zahlreicher Bücher, darunter The Courts and Social Policy (1977), das in den USA mit dem Louis Brownlow Award of the National Academy of Public Administration ausgezeichnet wurde. Donald Horowitz arbeitet zur Zeit an einem Buch über die Arbeit an Verfassungsentwürfen insbesondere für gespaltene Gesellschaften. Zu diesem Thema hat er bereits eine Reihe von Ländern beraten.
Donald L Horowitz