James Joyce und die "Universelle Wende" von 1923
Datum: 15.03.2015 (20:00:00–22:30:00)
Ort: "Licht & Musik", Merseburger Str. 3, 10823 Berlin (Hof, EG links)
Unter dem Titel "James Joyce and the Revolution of 1923" hielt Wolfgang Eubel am Bloomsday (16.6.) 2008 in Melbourne einen Vortrag anläßlich des alljährlich stattfindenen, öffentlichen Seminars, organisiert von der Bloomsday-Gesellschaft, Melbourne. Im August 2014 wurde dieser Vortrag mit seinem Essay "How the Discovery of the Singularity caused the End of Philosophy" ("Das Ende der Philosophie", 2003) verknüpft und ins Deutsche übersetzt.
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Die Geschichte der Menschheit ist die Geschichte der stetigen Erweiterung des menschlichen Horizonts und der stetigen Auflösung eines Mittelpunktes um den herum der Mensch sich einbildete zu existieren. Die "Universelle Wende von 1923" markiert den Schlußpunkt dieser Entwicklung: der finale Verlust jedweden Mittelpunktes. Die Ursache hierfür war die Entdeckung der Expansion des Universums und in deren Folge des Big Bang, d.h. der Singularität, des Big Crunch.
In der Konsequnenz war dies die Aufgabe des linearen Denkens zugunsten eines zirkularen. Die Folge war die traumatische Realisierung, dass der Mensch in einem homogenen, mittelpunktlosen, bedeutungslosen Universum lebt.
Diese "Universelle Wende" manifestiert sich in allen Kulturbereichen: Neben der Astrophysik (Hubbel, Einstein et al.) in der Kunst (z.B. Picasso), der Musik (z.B. Schönberg), der Philosophie (z.B. Wittegenstein), der Sprachwissenschaft (dito) und der Literatur (z.B. Joyce), Wie sich die Charakteristika des Universum (sphärische Struktur, Zirkularität, Homogenität etc) auch in Joyce' letztem Roman "Finnegans Wake", diesem ersten und bislang einzigen literarischen Dokument der "Universellen Wende", wiederfinden, wird in diesem Vortrag detailliert dargelegt.
Abschließend wird Wolfgang Eubel kurz erläutern, warum diese "Universelle Wende" bis dato konsequenzlos geblieben ist.
Wegen der notwendigen Raumplanung für diese Veranstaltung wird um Anmeldung gebeten.
Wolfgang Eubel
Jahrgang 1954, war bis zum Jahr 2000 als Lehrer an der Gesamtschule Bielefeld-Schildesche tätig, parallel dazu als freischaffender Musiker und Komponist. Von 2000 bis 2013 lebte er vorwiegend in Melbourne, Australien. Dort gründete er eine eigene Kulturinitiative ("Ars vitalis") mit Vorträgen und Diskussionen zu pilosophischen und musiktheoretischen Themen und nahm dort aktiv an diversen Kulturprojekten teil, u.a. mit Vorträgen in der Shakespeare Society ("Shakespeare in Germany", "On the Psychopathology of Hamlet") Neben intensiven privaten Englischstudien (speziell des Englischen, Schottischen und Australischen) entwickelte er bereits dort eine eigene kunsttheoretische Perspektive. Wolfgang Eubel lebt seit 2013 in Berlin.