Was wirklich möglich ist

Was ist wirklich möglich? Was heißt Entwicklung?
Was ist wirklich möglich? Was heißt Entwicklung?

Der Mensch zwischen Determination und Freiheit zur Entwicklung.

In seinem neuen Buch liefert Wolfgang Sohst einen weiteren Beitrag zur Ontologie des Prozesses und der Entwicklung. Den Anfang machte er auf diesem Gebiet bereits 2009 mit seiner Prozessontologie, und auch der nun folgende Band geht ähnlich systematisch vor, hat allerdings einen anderen Schwerpunkt.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Frage, in welchem Umfange man naturaliter überhaupt von Möglichkeiten sprechen kann. Dies kulminiert in der wichtigen Frage, ob am Ende auch der Mensch überhaupt wählen kann zwischen verschiedenen Ereignisverläufen seines täglichen Lebens, ja sogar zwischen verschiedenen Schicksalen. Diese Frage ist so alt wie das Denken selbst. Eine entsprechende Behauptung liegt nicht nur den großen Religionen zugrunde, sondern ist überhaupt die Voraussetzung jeglichen sozialen Zusammenlebens. Die Möglichkeit der Entscheidungsfreiheit von Menschen ist seit dem Aufstieg der Naturwissenschaften jedoch fragwürdig geworden. Aus dem heute vorherrschenden naturalistischen Weltverständnis folgt nämlich, dass menschliche Entscheidungsfreiheit weitgehend davon abhängt, ob und in welchem Umfange es bereits auf der physikalischen Ebene so etwas wie Verlaufsspielräume gibt. Diese wichtige Frage wird von den Naturwissenschaften nicht abschließend beantwortet.

Wolfgang Sohst gibt in diesem Band einen sowohl ontologisch und naturwissenschaftlich fundierten als auch praktisch relevanten Überblick über die weit verzweigten Aspekte realer Möglichkeit, d.h. jener Möglichkeit, die auch jenseits unserer Vorstellungen und Wünsche als Verlaufsspielraum gegeben ist. Das Ziel des Unternehmens ist ein besseres Verständnis der Rolle des Menschen in der Welt. Dazu müssen wir aber zunächst erforschen, was uns diese Welt tatsächlich für Spielräume bietet, um sie wahrnehmen zu können.

Wolfgang Sohst greift weit aus. Er durchmustert insbesondere die Grenzbegriffe der Physik (Zeit, Raum, Energie, Prozess) als auch einige ihrer grundlegenden theoretischen Konzepte, speziell den Begriff der Entropie und des Planck'schen Wirkungsquantums. Dabei ist seine Perspektive einerseits genuin philosohisch, dennoch nie skeptisch gegenüber den naturwissenschaftlichen Erkenntnismethoden. Allerdings wendet er sich gegen bequeme Verkürzungen naturwissenschaftlicher Grundbegriffe, die im Übrigen von der zeigenössischen Physik selbst gar nicht mehr vertreten werden. Zu den erstaunlichsten Wendungen der philosophichen Gegenwart gehört es vielleicht, dass die Wiedergeburt der Metaphysik vor allem aus der Mitte vor allem der amerikanischen Physikergemeinde selbst betrieben wird, während die "klassischen" (heißt: kontinentaleuropäischen) Philosophen gegenüber der Theoretischen Physik häufig Berührungsängste haben, vermutlich aufgrund mangelnder Kenntnisse der sehr mathematiklastigen naturwissenschaftlichen Modelle. Insofern beschreitet Wolfgang Sohst hier einen lang überfälligen Weg, indem er er sehr grünclieh einige der wichtigste Begriffe reflektiert, mit denen unsere Zeit ständig hantiert, nämlich jenen der Möglichkeit und der Entwicklung.

Ein kurzes Interview mit dem Autor über sein Buch können Sie hier anschauen. Einen Blick in das Inhaltsverzeichnis und die ersten Seiten Buches erhalten Sie hier.

Wolfgang Sohst: Reale Möglichkeit. Eine allgemeine Theorie des Werdens. ISBN 978-3-942106-41-2. 480 Seiten, gebunden, 18 Illustrationen. xenomoi Verlag, Berlin 2016 • 28,00 €

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